Zeitbrücke für Wanderer

Kunst Gerd Edinger schmückt Köhlerpfad

Von unserer Redakteurin Vera Müller

M Langweiler. Kunst und Natur: Das passt. Da sind sich die Langweilerer und der Düsseldorfer Gerd Edinger, der zurzeit in seiner früheren Heimat lebt und wirkt, einig. Am Samstag, 7. Juli, 15 Uhr, wird in Langweiler neben dem Eingangsportal der Traumschleife „Köhlerpfad am Steinbach“ das „Köhlerweg-Wahrzeichen“ in Form einer drei Meter hohen Skulptur aus Eichenholz platziert, die Edinger geschaffen hat.

„Die Skulptur symbolisiert ein Wegzeichen in Anlehnung an ähnliche Gebilde aus unterschiedlichen Materialien, primär Stein, an vielen Orten auf der Erde. Dabei spielt das Ritual der Schichtung, also die Handlung, eine wesentliche Rolle. Diese Wegzeichen stehen im Kontext zu Raum und Zeit und erfahren permanente Veränderung – durch menschliche Handlung und natürliche Einflüsse“, erläutert Edinger die Hintergründe.

Die „Eichenholzvariante“ stehe in Verbindung zur Köhlerei, wo bekanntlich „Holz zu Briketts“ gemacht und damit für die Verhüttung von Erz bereitet wurde: einem für die Region prägnanten Wirtschaftszweig der nahen Vergangenheit mit heute noch vielerorts erkennbaren Hinweisen – auch architektonischer Art. Mit dem Wegzeichen entstehe eine Zeitbrücke für die Betrachter: „Vielleicht zu eigenen Wurzeln. Und für mich ist es ein Objekt für die von mir so gern ausgesprochene Einladung, über die eigene Zeit nachzudenken.“

Die Standortwahl eröffne die Möglichkeit zur gleichzeitigen Wahrnehmung von Erde (Eingangsportal zur Traumschleife), Wasser (Steinbachtalsperre) und Himmel (über der Wildenburg). „Und es geht um den Augenblick als einzigen Beweis für die Gegenwart.“

Vorstudien zu dieser Plastik entstanden in den vergangenen zwei Jahren in Edingers Atelier in Düsseldorf und sind als Modelle in der Kunstausstellung im Alten Sägewerk in Katzenloch zu sehen. Eine neue Skulptur präsentiert der 60-Jährige mit „beschwingter Heiterkeit“ seit einigen Tagen als beweglichen Blickfang gegenüber dem Wasserfall. Unter einem Dreibein aus Birkenhölzern bewegt sich eine „Zeitschleife“ aus geschwungenem, im Licht blitzendem Metall. Bewegt vom Wind und der vom Wasser ausgehenden Thermik werden die „mit Luft umschlossenen Räume“ in Bewegung gehalten: „Sie verändern sich, sie lösen sich, sie bilden neue temporäre Räume und regen die Fantasie des Betrachters an. Das Gesamtbild der Installation hat eine geometrische Ordnung und besteht aus sieben Dreiecken. Darunter fließt das Wasser und damit die Zeit.“

Edinger erzählt: „Form und Inhalt der Plastik stehen in philosophischer Verbindung zu einem jährlich stattfindenden Ritual der Reisbauern in den Bergregionen Südchinas, Laos, Burma und Thailand. Diese platzieren in einem Drei- oder Vierbein einen hölzernen Fetisch, bewegen diesen bei einem Fest der Huldigung an die Natur, Fruchtbarkeit und Ernteerfolg in freudiger Erregung und dokumentieren damit ihre Verbundenheit zur Natur und deren Gesetz. Das Fest findet jeweils zur Sommersonnenwende statt. Mein Blick, von Katzenloch ausgehend, soll uns damit einen ,Tropfen Zeit' aus dem so fernen Südostasien näherbringen. Und genau genommen, ähneln sich viele Rituale und Bräuche im Kontext zu Zeit und Raum bei unterschiedlichen Kulturen rund um die Erde.“

Quelle: Nahe Zeitung vom Donnerstag, 21. Juni 2012, Seite 24

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